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Mitten in der Pandemie: Überdurchschnittlich viele Saisonarbeitskräfte versicherungsfrei in NRW beschäftigt

DIE LINKE NRW
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„Während der Aufruf zur Solidarität unter den Bedingungen der Pandemie groß geschrieben wird, wenn es um das Freizeitverhalten der Menschen geht, werden die Erntehelferinnen und -helfer in NRW einem völlig unverantwortlichen Infektionsrisiko ausgesetzt."

Mit diesen Worten kommentiert Ulrike Eifler, stellvertretende Landessprecherin der LINKEN in NRW die neuesten Ergebnisse der Landwirtschaftszählung durch das Statistische Bundesamt (Destatis). Demnach lag der Anteil von Saisonarbeitskräften unter den Beschäftigten in der Landwirtschaft bundesweit bei 29 Prozent. Das Land NRW gehört nach Rheinland-Pfalz, Hamburg und Brandenburg jedoch zu den Bundesländern, deren Anteil an Saisonarbeitskräften über dem Durchschnitt liegt, im Falle von NRW beträgt dieser Anteil 34 Prozent. Damit ist jeder dritte Erntehelfer ein Saisonarbeiter. Die Zahlen beziehen sich erhebungsbedingt auf den Berichtszeitraum März 2019 bis Februar 2020.

Problematisch ist der überdurchschnittliche Anteil der Saisonarbeitskräfte aus Sicht der LINKEN vor allem deshalb, weil der Bundestag erst kürzlich eine verlängerte sozialversicherungsfreie Einsatzdauer von 70 auf 102 Tage beschlossen hatte. „Sozialversicherungsfreiheit bedeutet: frei von sozialem Schutz, also weder renten- noch krankenversichert. Mitten in der Pandemie, die seit 14 Monaten das gesamte Land lahm legt, stechen tausende Saisonarbeitskräfte ohne Krankenversicherung Spargel oder pflücken Erdbeeren. Sie sind zudem ähnlich wie die Beschäftigten in der Fleischindustrie in beengten Massenunterkünften untergebracht und damit einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt," sagt Eifler. Im Falle einer Infektion müssten sie für ihre Behandlungskosten selber aufkommen und das, obwohl ein Großteil von ihnen nur zum Mindestlohn beschäftigt wird. Ein unhaltbarer Zustand, findet Eifler. „Es ist wirklich niemanden zu erklären, dass in einer Zeit, in der die Bundesregierung den Menschen bis in die Wohnzimmer hinein Vorschriften macht, Erntehelfer sich selbst überlassen werden."